Als ich einmal vom Unwetter überrascht wurde
Es war schon eine Zeit lang her. Eigentlich wurde meine ganze Familie überrascht, aber am schlechtesten ging es wohl mir und meinem Cousin. Wir verbrachten zwei Wochen in einem Club in der Dominikanischen Republik, in dem ich ein Jahr, oder vielleicht auch zwei Jahre zuvor schon einmal mit meinen Eltern für zwei Wochen verweilte. Der Sonnenschein und das schöne Wetter hätten nicht erwarten lassen, was noch auf uns zukommen würde.
Es war an einem Wochentag, an dessen Abend eine Wudu-Veranstaltung [heute würde ich es »Voodoo« schreiben] stattfinden sollte. Schon letztes Jahr sahen meine Eltern und ich bei diesem Spektakel zu. Ich kann mich noch heute sehr deutlich daran erinnern, als mir mein Vater über Wudu erzählte und mir versehentlich seine glühende Zigarette in das Knie bohrte. [Anmerkung der Lehrerin: »übertreibe nicht!«]
Dieses Mal kam es ganz anders. Die ganze Familie musste eine schlechte Erfahrung mehr in ihrem Gedächtnis verewigen. »Die ganze Familie« ist eigentlich nicht ganz korrekt, denn es waren nur meine Oma und mein Opa väterlicherseits, mein Cousin Stefan, der Onkel meines Vaters, mein Vater selbst, meine Mutter, mein Bruder und natürlich ich verreist. [Anmerkung der Lehrerin: »Gehört nicht zum Thema!«]
Da waren wir nun unterwegs. Gleich nach dem Abendessen waren wir mit vollen Bäuchen fort gegangen, um uns einen schönen Abend zu machen. Die Nacht war klar und die Temperatur ließ nichts zu wünschen übrig. So gingen wir den Strand hinab, ahnungslos und guter Laune.
Es war schon ziemlich finster, als wir plötzlich ein paar Tropfen spürten. Jeder hoffte, dass sich die Niederschlagsmenge nicht erhöht [Verbesserung der Lehrerin: »erhöhte«], doch wir alle wussten, dass unsere Hoffnung bloß ein falscher Gedanke war. So gingen wir ein wenig unsicher, aber wagemutig weiterhin unseren Weg.
Unsere Vermutungen bestätigten sich bald. Schon wenig später begann es zu regnen, und gleich darauf wurde der Regen so stark, dass sich Regen und Dunkelheit zu einem scheinbar undurchsichtigen Chaos vermengten. Ich sah mich um, um zu sehen, was die Anderen machten, aber da war niemand außer meinem Cousin Stefan.
Zusammen gingen wir durch den Sturm, der sich zusätzlich gebildet hatte. Wir mussten uns durch laute Rufe verständigen, da Regen und Wind unsere Ohren erobert hatten. Oft sahen wir in der Ferne ein paar verschwommene Gestalten laufen, die wir nicht identifizieren konnten.
Nach einiger Zeit erstreckte sich vor uns ein Tor, umgeben von einem Zaun. Nun kam der Wind von hinten. So konnten wir trotz unserer Kleidung, die schwer wie eine Rüstung geworden war, den Ort erreichen, an dem wir unsere Familie erwarteten.
Aber nirgendwo war auch nur einer von unseren Verwandten zu sehen. Aber wir sahen viele Fremde und Eingeborene, die sich hinter Tischen vor dem Regen schützten. »Unsere Familie muss in die andere Richtung gegangen sein«, dachten wir, während wir den einzigen sichtbaren Tisch umlegten, um uns ebenfalls schützen zu können.
Der Tisch war sehr klein. Ich ließ Stefan vorne sitzen, wo es am trockensten war. Ich dagegen hatte kaum Schutz. Der Regen plätscherte mir massenhaft in das Gesicht, so dass ich kaum etwas zu sehen vermochte. So sahen wir uns um, obwohl wir kaum etwas sehen konnten [Anmerkung der Lehrerin: »Wortwiederholung«], und warteten.
Als bei mir die Hoffnung langsam dem Ende zuging, regnete es genau gleich stark wie eh und je. Ich wusste weder wie lange wir schon warteten, noch ob wir aus diesem Regen je wieder heil herauskommen würden. Plötzlich sahen wir jemanden von draußen kommen. Wir konnten nur die Umrisse erkennen.
Nachdem er uns etwas zurief, war für uns klar, dass es einer der Verwandten war. Froh, endlich wieder in die Trockenheit zu gelangen, gingen wir auf ihn zu und erkannten meinen Vater.
Er führte uns an einen überdachten, überfüllten Ort, an dem hin und wieder jemand aus heiserem Munde hustete. Ich glaube es war ein Holzhaus auf Pfählen, aber ich bin mir nicht sicher. Nach diesem Ereignis war mir einfach alles egal und mein Hirn vermochte kaum noch zu denken. Deshalb weiß ich auch nicht mehr, ob der Weg zu diesem trockenen Ort lang oder kurz war.
Als der Regen nach einer mir endlos lang scheinenden Zeit nachließ, gingen wir zurück in unsere Hotelanlage und in unseren Bungalow, um uns die durch und durch durchnässte Wäsche auszuziehen. Dieses Ereignis hat sich tief in mein Gedächtnis eingegraben, denn ich werde es wohl nie vergessen, und immer wenn es regnet, werde ich an die Dominikanische Republik denken müssen, obgleich es dort wunderschön ist.
[Kommentar der Lehrerin: »Sehr gut erzählt, aber hüte dich vor zu vielen Übertreibungen und Schnörkeln!«]